Hydrotherapie ist eine der Grundsäulen der traditionell europäischen Naturheilkunde und natürlich auch aus unserer täglichen Arbeit nicht wegzudenken. Sie ist fest verankert in unserem Alltag auf der Station und in den Therapieplänen – sei es in Form von täglichen kalten Brustwickeln zur Stabilisierung des vegetativen Nervensystems, Güssen bei Schmerzerkrankungen, aber auch dem Wasser- oder Tautreten (oder dank der Jahreszeit auch Schneetreten). Naturheilkunde wirkt eben dann, wenn sie aktiv gelebt wird - so wie in unserem Team tagtäglich. Angewandt werden die genannten Verfahren zu einer vegetativen Stabilisierung, aber auch zur Stärkung des Immunsystems und Linderung von Beschwerden wie z.B. Schmerzen. Je nach Beschwerdebild kann hier auf unterschiedliche Anwendungen zurückgegriffen werden.
Therapien aus dem Curriculum der Erich Rothenfußer Akademie werden von den Mitarbeiter:innen selbst praktiziert. Im Winter bietet sich spontan die Kryotherapie an.
Viele Verfahren der Hydrotherapie, zurückgehend auf Kneipp und seine Zeitgenossen / Zeitgenossinnen, sind außerdem wissenschaftlich fundiert und fester Bestandteil von Therapiekonzepten. Einige andere Verfahren haben zwar lange Tradition und sind in ihrer Wirksamkeit in der Theorie nachvollziehbar, aber noch nicht wissenschaftlich bewertet worden.
Neben der gelebten Naturheilkunde begleiten wir auch wissenschaftlich unsere Ansätze und Konzepte. In der Forschungsabteilung der Klinik für Naturheilkunde und Integrativen Medizin werden aktuell Proband:innen mit arteriellem Bluthochdruck rekrutiert. Die Proband:innen nehmen an einer Studie zu sogenannten Hauffe-Schweninger - oder auch Temperaturansteigenden Armbädern bei Bluthochdruck teil. In der Anwendungsgruppe werden über 8 Wochen 5 Mal pro Woche eben solche Bäder der Arme verwendet. Die Proband:innen erhalten sowohl eine schriftliche Information als auch ein durch unser Personal bereitgestelltes Anwendungsvideo. Bei dem Bad taucht die behandelte Person beide Arme in sitzender Position in das mit 34°C -36°C warme Wasser gefüllte Armbecken/Waschbecken. Anschließend wird die Temperatur durch Zufuhr warmen Wassers langsam um ca. 1°C pro zwei Minuten bis auf 40°C erhöht. Ist die Zieltemperatur erreicht, verbleibt die behandelte Person noch fünf Minuten in dem 40°C warmen Wasser. Anschließend wird eine möglichst reizarme Nachruhe von mind. 10 Minuten vorgeschrieben. Durch diese lokale Wärme an den Armen kommt es zu einer Weitstellung der Gefäße im Bereich der oberen Extremität und somit zu einer Blutdrucksenkung. Überprüft wird, ob bei serieller Anwendung die Blutdrucksenkung auch längerfristig ist und somit eventuell der Bedarf an antihypertensiver Medikation gesenkt werden könnte. Derzeit sind bereits 46 von mindestens 50 Proband:innen rekrutiert, sodass erste Ergebnisse Mitte des Jahres zur Verfügung stehen werden.
Weitere Informationen zur Hydrotherapie und auch die praktische Anwendung (mit Selbsterfahrung) wird in unseren NHK-Kursen für die Zusatzbezeichnung Naturheilkunde für Ärzt:innen unterrichtet.
Für das laufende Jahr ist außerdem eine Studie zu Kneippschen Brust- bzw. Leibwickeln geplant hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Herzratenvariabilität sowie Untersuchungen unterschiedlicher Güsse bei Schmerzerkrankungen. Sobald die Planungen und Vorbereitungen dieser Studien abgeschlossen sind, werden sie hier einen Studienaufruf finden.